Wenn Beschwerden bleiben
Wie entsteht chronischer Schmerz?
Chronische Schmerzen entstehen häufig nicht primär durch eine aktuelle körperliche Verletzung, sondern durch ein Nervensystem, das über längere Zeit in Anspannung, Stress oder Alarmbereitschaft war.
Während akute Schmerzen eine sinnvolle Schutzreaktion darstellen, können chronische Schmerzen bestehen bleiben, obwohl das Gewebe längst verheilt ist.
Das Gehirn bewertet bestimmte Reize weiterhin als
gefährlich.
Schmerz wird dadurch zu einer erlernten
Alarmreaktion, die durch Belastungen,
Emotionen oder frühere Erfahrungen verstärkt werden
kann.
So entsteht ein Teufelskreis:
Das Nervensystem bleibt überwachsam, Muskeln spannen sich an,
der Körper verharrt in Alarmbereitschaft – und der Schmerz
bestätigt dem Gehirn erneut, dass Gefahr besteht.
Auf diese Weise kann Schmerz zu einem dauerhaften Muster werden, selbst ohne aktuelle körperliche Ursache.
Mehr darüber, wie ein dauerhaft aktiviertes Nervensystem entsteht, lesen Sie hier:
Warum bleibt Schmerz bestehen – selbst wenn die Verletzung verheilt ist?
Nach einer Verletzung sollte der Schmerz eigentlich wieder
abklingen.
Doch das Nervensystem kann in Alarmbereitschaft
verharren, insbesondere wenn es über längere Zeit
Stress, Unsicherheit oder Überforderung erlebt
hat.
In diesem Zustand reagiert das Gehirn sensibler auf
Körpersignale und bewertet sie schneller als
bedrohlich.
Der Schmerz entsteht dann nicht mehr im
Gewebe, sondern aus einer überlernten
Schutzreaktion.
Auch Emotionen, frühere Erfahrungen und
Erwartungen können diese Alarmreaktion
verstärken.
So entsteht ein Muster, in dem Schmerz fortbesteht, obwohl
keine akute Verletzung mehr vorliegt – weil das Nervensystem
weiterhin versucht, Sicherheit herzustellen.
Die gute Nachricht: Diese Muster sind
veränderbar.
Wenn das Nervensystem wieder Sicherheit
erlebt, kann es aus alten Stressreaktionen herausfinden.
Wie kann der Weg aus dem chronischen Schmerz aussehen?
Da chronischer Schmerz häufig aus einem überlasteten Nervensystem entsteht, braucht es Ansätze, die genau dort ansetzen.
In körperorientierten und ganzheitlichen
Zugängen geht es darum, dem Körper wieder
Sicherheit, Regulation und innere Stabilität
zu ermöglichen.
Nur in diesem Zustand kann das Nervensystem beginnen, seine
Alarmmuster zu verändern.
Durch Methoden wie:
-
Körperwahrnehmung
-
Orientierung im Raum
-
Ressourcenarbeit
-
das Pendeln zwischen angenehmen oder neutralen Bereichen
erhält das Nervensystem neue, korrigierende Erfahrungen.
Der Körper kann aus der Anspannung finden, und das Gehirn lernt, Situationen nicht mehr automatisch als bedrohlich zu bewerten.
Ein körperorientierter Ansatz, der gezielt mit der Regulation des Nervensystems arbeitet, ist Somatic Experiencing. Auch sanfte manuelle Methoden wie die Craniosacrale Therapie können das Nervensystem dabei unterstützen, aus Anspannung und Übererregung herauszufinden.
Welche Rolle spielen emotionale und mentale Prozesse beim Schmerz?
Chronischer Schmerz wird nicht nur körperlich erlebt, sondern
ist eng mit emotionalen und mentalen
Prozessenverbunden.
Angst vor Bewegung, der Gedanke „etwas
stimmt nicht“ oder die Erwartung, dass der Schmerz
zurückkehrt, halten das Nervensystem häufig in
Alarmbereitschaft.
Ganzheitliche Ansätze beziehen deshalb neben dem Körper auch
Emotionen, Gedanken und innere Bewertungen mit
ein.
Mit der Zeit kann sich der innere Alarm
beruhigen – und der Schmerz verliert an Intensität
oder tritt seltener auf.
Der Weg aus dem chronischen Schmerz ist selten schnell,
aber er ist veränderbar, wenn Körper und
Nervensystem wieder lernen dürfen, sich sicher zu
fühlen.
Mehr darüber, wie traumaorientierte Körperarbeit das Nervensystem bei chronischem Schmerz unterstützen kann, finden Sie hier: