Die körperlichen Grundlagen von Trauma
Was passiert im Körper bei Trauma?
Trauma zeigt sich nicht primär als Erinnerung,
sondern als körperliche Reaktion im Hier und
Jetzt.
Wird eine Situation als überwältigend erlebt, reagiert unser
Nervensystem mit uralten Überlebensmechanismen
– Kampf, Flucht oder Erstarrung.
In diesen Momenten wird große Energie
mobilisiert, damit der Körper handeln kann.
Kann er auf die Situation angemessen reagieren und reguliert
sich das Nervensystem anschließend von selbst, klingt diese
Aktivierung wieder ab.
Ein Trauma entsteht dann, wenn diese Verarbeitung nicht
gelingt.
Die während des Ereignisses mobilisierte Energie bleibt im
Körper gebunden und kann sich nicht vollständig entladen.
Dadurch kann der Organismus noch lange nach dem Ereignis in einem Zustand innerer Alarmbereitschaft verharren – spürbar als Anspannung, Unruhe, Erschöpfung oder als das Gefühl, nicht richtig im Körper zu sein.
Trauma ist somit keine Erinnerung an das Ereignis, sondern eine Reaktion des Körpers auf etwas, das damals zu viel, zu schnell oder zu überwältigend war – und sich heute in Körperempfindungen, Gefühlen oder Verhaltensmustern zeigen kann.
Wie verarbeitet das Nervensystem überwältigende Erfahrungen?
Nach einem überwältigenden Ereignis braucht das
Nervensystem Zeit, um das Erlebte zu
verarbeiten und wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Es ist völlig normal, dass Körper und Psyche in dieser Phase
aus der Balance geraten.
Schreckhaftigkeit, Schlafprobleme, innere Unruhe oder
Rückzug sind Zeichen dafür, dass das Nervensystem
weiterarbeitet.
Der Körper versucht, Sicherheit wiederzufinden
und die entstandene Spannung allmählich zu regulieren.
Wichtig ist in dieser Zeit, dem Körper Raum und
passende Bedingungen zu geben:
Ruhe, eine sichere Umgebung und unterstützende
Begleitung helfen dem System, sich zu stabilisieren.
Wenn das Nervensystem ausreichend Zeit und Sicherheit erhält, kann es sich selbst regulieren – der Körper findet nach und nach zu Ruhe, Orientierung und Vertrauen zurück.
Manchmal jedoch bleibt dieser Prozess unvollständig.
Dann kann das Nervensystem in Dysbalance
verharren, und Reize oder Erinnerungen versetzen den Körper
immer wieder in Alarmbereitschaft, obwohl die
Gefahr längst vorbei ist.
In solchen Fällen spricht man von einer
posttraumatischen Belastungsreaktion
(PTBS).
Sie zeigt, dass das Nervensystem weiterhin versucht, eine
Erfahrung zu verarbeiten, die damals zu viel war.
Wenn Sie genauer verstehen möchten, wie das Nervensystem aufgebaut ist und wie Regulation grundsätzlich funktioniert, finden Sie hier eine vertiefende Erklärung:
Wie entsteht Trauma – und warum bleibt es im Körper?
Trauma bedeutet, dass etwas zu viel, zu schnell oder zu
plötzlich war – mehr, als Körper und Psyche in diesem
Moment bewältigen konnten.
Das Nervensystem reagiert mit
Schutzmechanismen, die in dieser Situation das
Überleben sichern.
Problematisch wird es, wenn diese Reaktionen im Körper
bestehen bleiben und das Gefühl von Sicherheit
verloren geht.
Die damals mobilisierte Energie kann sich nicht vollständig
entladen und bleibt im Nervensystem gebunden.
Trauma zu verstehen heißt, die Sprache des Körpers
ernst zu nehmen.
Es geht nicht darum, Erinnerungen hervorzuholen oder Symptome
zu bekämpfen, sondern wahrzunehmen, was im Körper
gebunden geblieben ist – und ihm schrittweise wieder
Sicherheit zu ermöglichen.
Wenn Sicherheit erfahrbar wird, kann das Nervensystem beginnen,
Spannungen loszulassen und neue Balance zu
finden.
Regulation entsteht nicht durch Kontrolle,
sondern durch das allmähliche Wiederfinden von Ruhe,
Orientierung und innerer Stabilität.
Wie findet der Körper wieder Sicherheit?
Unser Nervensystem ist darauf ausgerichtet, immer wieder in ein
inneres Gleichgewicht zurückzufinden.
Auch nach überwältigenden Erfahrungen sucht der Körper
fortlaufend nach Wegen, sich zu beruhigen und
Sicherheit zu spüren.
Manchmal zeigt sich das durch Zittern, Tränen oder
vertieftes Atmen – natürliche Zeichen dafür, dass
Spannung sich löst.
Andere Menschen erleben ein Bedürfnis nach Rückzug,
Ruhe oder Nähe – ebenfalls Ausdruck von
Selbstregulation.
Sicherheit bedeutet für das Nervensystem nicht nur,
dass keine Gefahr besteht,
sondern dass der Körper wieder Signale von Ruhe,
Kontakt und Verbundenheit wahrnehmen kann.
Erst wenn diese Empfindungen möglich sind, kann sich das System neu ausrichten und das Erlebte allmählich integrieren.
Mehr darüber, warum der Körper bei Trauma eine so zentrale Rolle spielt und wie körperorientierte Ansätze das Nervensystem unterstützen können, finden Sie hier: